Eine Tour, die schon lange auf meiner Berg-Bucketlist stand: Die Ötztaler Skidurchquerung mit klangvollen Berggipfeln wie Similaun und Wildspitze! Dem Kenner fällt bereits auf, dass es sich hierbei um Skihochtouren handelt, die das große Finale der Skitourensaison einläuten. Doch so schön diese Touren auch sein können, es gibt einiges bei der Tourenplanung und -durchführung zu beachten. Im folgenden Artikel nehme ich euch mit auf die Venter Skirunde und was es dabei zu beachten gibt.
Da es sich bei dieser Tour um eine geführte Reise des DAV Summit Club handelt, muss ich mir um die Planung der einzelnen Tagesetappen keine Gedanken machen - dies übernimmt unser Berg- und Skiführer. Dennoch habe ich mir zur Vorbereitung und Einstimmung den Rother Skitourenführer: Ötztal & Silvretta besorgt, um mir einen Überblick über das Gebiet und die Touren zu verschaffen.
Zur weiteren Vorbereitung gab es Grundlagentraining, um sich die entsprechende Kondition anzueignen, die es für die Mehrtagestour und Besteigung von gleich vier 3000ern braucht. Der Packliste nach benötigt man neben der Skitourenausrüstung eine entsprechende Hochtourenausrüstung, welche diverse Bandschlingen, Karabiner, Eispickel, Steigeisen, Eisschrauben und Reepschnürre einschließt. Vom Klettern kann ich auf einen eigenen Helm und Klettergurt zurückgreifen. Die restliche Ausrüstung wird glücklicherweise auch vom DAV Summit Club gestellt, wodurch kein Investment an diese Stelle hinzukommt.
Alles schön ausgebreitet, galt es das Equipment samt Bekleidung für fünf Tage und alle Wettereventualitäten im 32Liter Rucksack unterzubringen. Auf einen Gepäcktransfer kann man nämlich bei einer Skidurchquerung nicht zählen! Den prallgefüllten Rucksack samt Tourenski-Ausstattung im Auto verräumt, und schon geht es los Richtung Berge. Mithilfe der digitalen Mitfahrzentrale des Summit Club sammele ich auf der Fahrt von Frankfurt aus noch einen weiteren Teilnehmer in Nürnberg ein und fahre von hieraus weiter ins Pitztal.
Pünktlich erreichen wir den Treffpunkt in Vent und werden von unserem Bergführer Andreas und den weiteren Teilnehmern unserer Tour begrüßt. Nachdem alle Teilnehmer eingetroffen sind, erhalten wir eine kurze Einweisung und der LVS Partner Check wurde durchgeführt. Voller Vorfreude laufen wir los. Unser erstes Tagesziel soll die Martin-Busch-Hütte auf einer Höhe von ca. 2500 m sein.
Während des leichten, aber konstanten Anstieges durch das Niedertal erklärt uns Andreas, dass die Aufstiegszeit bewusst früh gewählt wird, um eventuellen Gefährdungen durch aufwärmende Hänge im Tal zu entgehen. Nach knapp drei Stunden erreichen wir bei Sonnenschein die Martin-Busch-Hütte und die Terrasse soll am Nachmittag unser ausgewählter Platz sein. Nach dem Essen geht es früh zu Bett, da am nächsten Tag bereits das erste Highlight der Tour wartet. In der Nacht merke ich teilweise die Höhe und werde teils unter schwerer Atmung zwei- bis dreimal wach, wodurch mein Schlaf entsprechend dünn ausfällt.
Der Morgen startet mit einem guten Frühstück, anschließend erfolgt der Sicherheits-Check direkt beim Verlassen der Hütte und der Aufstieg in Richtung Similaun beginnt. Noch im Halbschlaf trotten wir dahin und so vergeht die erste Stunde wie im Flug. Nach knapp eineinhalb Stunden machen wir eine kurze Trinkpause, bei der wir auch unseren Klettergurt anlegen. Andreas erklärt uns, dass es zur Grundausrüstung am Gletscher gehört, stets einen Gurt zu tragen. Da wir vom Zeitpunkt her recht spät in der Saison sind, legen wir sicherheitshalber ein Seil an als wir den Gletscher betreten. Die nächsten zweieinhalb Stunden laufen wir über den Gletscher bis wir unterhalb eines Grates, der zum Gipfel führt, ein Skidepot errichten. Nun heißt es Ski ab, Steigeisen an und Pickel raus. Der Grat ist glücklicherweise schon ein wenig stufig ausgetreten, was uns den Aufstieg erleichtert.
Oben angekommen eröffnet sich uns ein sagenhafter Rundblick auf die Gipfel der Umgebung und bis darüber hinaus. Nach einer kurzen Rast und der Erläuterung der Ziele für die nächsten Tage machen wir uns auf den Weg nach unten, da der Wind ein längeres Verweilen unbehaglich macht. Bei der anschließenden Abfahrt genießen wir eine angefirnte Oberfläche – erstklassiges Timing. Andreas zeigt uns bei einem kleinen Zwischenstopp die Fundstelle von „Ötzi“. Sichere Einzelbefahrung, um kein Risiko einzugehen, und schon sind wir bei unserem Tagesziel der „Bellavista“ angekommen – was für ein Tag!
Am nächsten Tag wartet mit der Weißkugel direkt das nächste Highlight, doch leider meint es das Wetter nicht ganz so gut mit uns. Andreas ist jedoch bestens ausgestattet und führt uns mit GPS-Gerät und wieder am Seil sicher zum Gipfel. Aufgrund der mangelnden Sicht fällt die Gipfelrast recht kurz aus. Belohnt werden wir jedoch mit der spitzen Abfahrt von über 1000 hm zum Hochjoch-Hospiz, unserer bereits dritten Übernachtungs-Hütte.
Tag vier beginnt erneut durchwachsen, sollte sich jedoch später noch als wahrliches Highlight entpuppen. Routiniert starten wir mit dem gleichen Prozedere am Morgen wie an den anderen Tagen: Stärkung beim Frühstück, LVS-Check, müder Tourenstart. Doch das Wetter wird im Verlauf des Vormittags immer besser und besser. Etwa eine Stunde vor unserem Gipfelziel reißen die letzten Wolken auf und wir stehen bei strahlendem Sonnenschein auf dem Fluchtkogel. Heute können wir uns mehr Zeit am Gipfel lassen und die Sonne sowie den atemberaubenden Ausblick in vollen Zügen genießen. Gar nicht so weit entfernt überragt die Wildspitze auch bereits alle anderen Gipfel in der Umgebung – unser Ziel für morgen sieht schon gewaltig aus!
Am letzten Tag wartet mit der 3772m hohen Wildspitze das Touren-Highlight auf uns! Das Wetter ist jedoch nicht auf unserer Seite und wir starten bei dichtem Nebel an der Hütte. Der Aufstieg gleicht einem Blindflug und es fühlt sich an, als würde die feuchte Kälte in jede Ritze kriechen. Die Stimmung ist verhalten und ohne groß zu reden, kämpfen wir uns schweigend und in uns gekehrt immer weiter die Flanken des Vernagtgletschers hinauf. Die letzten 150hm geht es noch mal über einen Grat zum Gipfel. Die Sicht wird leider immer noch nicht besser. Doch wenigstens werden wir der Abfahrt von knapp 1900hm ins Tal belohnt und sind hierfür noch mal fast eine Stunde unterwegs! Ein gebührender Abschluss der Tour, auch wenn das Wetter nicht ganz mitspielte.
Trotz den teils nicht idealen Bedingungen, war die gesamte Skidurchquerung ein wirklicher und auf jeden Fall wiederholungsbedürftig! Mit Steigeisen und Pickel über Gletscher und Gipfelgrade und mit Ski steile Gletscherabfahrten über tausende von Höhenmeter hinab bis zurück ins Tal – diese ereignisreichen Tage werde ich so schnell nicht vergessen!