Der Winter bringt neue Herausforderungen mit sich und wer sich mit Schneeschuhen oder Touren im freien Gelände bewegen möchte, kommt an einer LVS-Ausrüstung nicht vorbei. Doch sollte der Einsatz mit dieser auch geübt sein, da es im Ernstfall um Minuten geht.
Bevor es auf Skitour geht, gilt es als Erstes, die nötige Notfallausrüstung für den Fall eines Lawinenabgangs mitzuführen. Dabei differenziert man zwischen der Standardausrüstung sowie der erweiterten Ausrüstung und der Gruppenausrüstung.
Standardausrüstung – für jede*n Tourengeher*in:
- 3-Antennen LVS-Gerät (mit Markierfunktion)
- Schaufel (Aluminium)
- Sonde (mind. 2,20m)
- Handy
Erweiterte Ausrüstung – nach persönlichem Empfinden:
- Lawinenrucksack
- Helm
Gruppen Ausrüstung – mind. 1 x pro Gruppe:
- Erste-Hilfe-Set mit Biwacksack
Nur mit der Dreierkombination aus LVS-Gerät, Sonde und Schaufel ist man statistisch gesehen schnell genug, um die Kameradenrettung in der erforderlichen Zeit auszuführen. Fehlt auch nur einer dieser Ausrüstungsgegenstände, wird es schwierig, eine verschüttete Person innerhalb der anvisierten 15 Minuten zu finden. Innerhalb dieser Zeitspanne liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit noch bei 90 %, während sie danach rapide sinkt. Ab einer Verschüttungszeit von 30 Minuten liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit nur noch bei 30 %.
Am Parkplatz angekommen und voll motiviert, als Erster am Gipfel zu sein, ist es dennoch unerlässlich, einen LVS-Partnercheck durchzuführen, um die Funktion der LVS-Geräte zu überprüfen. Moderne Geräte verfügen über eine Gruppen-Checkfunktion, mit deren Hilfe sich die gesamte Gruppe schnell und sicher kontrollieren lässt.
Bei Geräten ohne diese Funktion ist es am Gruppenleiter, sich im Suchmodus in einigem Abstand zur Gruppe aufzustellen. Anschließend gehen die Teilnehmenden einzeln im Sendemodus mit einem Abstand von mindestens 5 Metern an ihm vorbei, während er die Funktion überprüft.
In der Kameradenrettung ist Zeit oft die wichtigste Komponente. Es kommt aber auch auf einige andere Punkte an:
Rettung einleiten
- Wenn die Unfallstelle einsehbar ist, möglichst den Verschwindepunkt und den Lawinenverlauf beobachten. Achten Sie darauf, ob Gegenstände oder Körperteile aus der Lawine herausschauen.
- Sofort die Rettung einleiten. Die erfahrenste Person übernimmt das Kommando.
- Alle schalten ihre Geräte in den Suchmodus, sodass nur noch das Signal der verschütteten Person aktiv ist.
- Wenn die Gruppe aus groß genug ist, und nicht alle zum Ausgraben später benötigt werden, wird eine Person dazu abgestellt den Notruf abzusetzen.
Suche beginnen
- Den Lawinenkegel in Zickzack-Streifen ablaufen, bis ein Signal besteht. Bei einem großen Lawinenkegel mit mehreren Suchenden im Abstand von 20 Metern suchen.
- Besteht ein Signal, lässt sich die suchende Person zum kleinsten Punkt leiten.
- An diesem Punkt beginnt die Feinsuche; das Einkreuzen auf Höhe der Schneeoberfläche beginnt.
- Sobald der kleinste gemeinsame Punkt auf beiden Achsen ermittelt ist, wird dieser markiert.
- An dieser Stelle beginnt die Punktortung mit der Sonde in einem quadratischen Raster von innen nach außen. Die Sonde stets im 90-Grad-Winkel zur Schneeoberfläche und mit maximalen Sondierungsabständen von 30 cm einsetzen.
- Wird die verschüttete Person sondiert, bleibt die Sonde an dieser Stelle stecken.
Ausgraben der verschütteten Person
- Das Ausgraben beginnt im Abstand des 1,5-fachen der Verschüttungstiefe unterhalb des Sondierungspunktes.
- Vorne gräbt eine Person, zwei weitere Personen räumen dahinter den Schnee weg.
- Wichtig: Es wird ein rechteckiger Koridor gegraben.
- Nach einer Minute wechseln die Positionen, sodass immer eine fitte Person vorne schaufelt.
Ist die verschüttete Person ausgegraben, beginnt man mit der Ersten Hilfe. Falls es bis dahin noch nicht geschehen ist, wird eine weitere Person der Gruppe für den Notruf abgestellt.
Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte wird die verschüttete Person mit den sogenannten Basismaßnahmen versorgt. Diese umfassen:
- Lagerung
- Luft- & Atemwege frei machen
- Temperatur-Management
- Psychische Betreuung
All diese Techniken und Methoden müssen im Ernstfall sitzen. Deshalb ist es von höchster Priorität, das Wissen regelmäßig aufzufrischen und praktisch zu üben. Denn im Zweifelsfall zählt im Fall einer Lawinenverschüttung jede Minute und kann das Leben Ihrer Liebsten retten. Daher empfehlen wir, die Wintersaison mit einem Lawinenkurs zu eröffnen.