Abenteuer Balkan - Trekking auf dem High Scardus Trail

Individuelle Anreise mit Flug oder Bus nach Prishtina, der Hauptstadt des Kosovo, gefolgt von einem Gruppentransfer (ca. 12:00/12:30 Uhr) nach Prizren (72 km/1 h). Alternativ verkehrt auch ab Tirana dutzendfach der Linienbus nach Prizren (180 km/4 h). Dort beziehen wir unser zentral gelegenes Hotel und können zu Fuß die alte Kulturhauptstadt kennenlernen. Die Osmanische Architektur, insbesondere die Steinbrücke, das alte Hamam und die Sinan-Pascha-Moschee prägen das Stadtbild der vom Lumbardhi Fluss geteilten Stadt noch heute. Der Aufstieg zur Festung lohnt sich und verschafft uns einen Überblick. Am Abend lassen wir uns den Balkan schmecken, lernen uns kennen und besprechen die Reise mit unserer Bergwanderführer*in.

Hinauf in die Berge! Zwei Stunden dauert die Fahrt mit dem Minibus zum "Dach der Welt" und in die vom Bergvolk der Goranen bewohnten Hochländer. Einen Steinwurf vom Grenzdreieck zwischen Kosovo, Albanien und Nordmazedonien entfernt, starten wir auf fast 1.900 Metern Meereshöhe. Dort thront in greifbarer Nähe schon majestätisch der Berg Korab, den es morgen zu besteigen gilt. Unsere Aufwärmwanderung führt aber erst einmal gemütlich über Bergrücken, mit Panoramablick auf alle drei Länder und gleich zwei Grenzen nach Albanien. Was für ein Einstieg! Ein langgezogener Abstieg über Hirtenpfade bringt uns ins Schäferdorf Radomire, wo wir in einer Pension zwei Nächte in Folge verbringen. Am Nachmittag kann optional noch die lokale Käserei besucht werden (nur saisonal geöffnet).

Um am höchsten Berg von Albanien und Nordmazedonien Gipfelluft zu schnuppern, starten wir zeitig von unserer Unterkunft. In einem Hochtal zwischen dem kleinen und großen Korab wandern wir zuerst durch den Nadelwald in die alpine Zone und später über offene Weiden, durch Felsbänder und an Findlingen vorbei. Vom Grat und der nordmazedonischen Grenze sind es dann nur noch wenige Meter bis zum zweithöchsten Punkt des Westbalkans auf 2764 Metern. Auf- und Abstieg folgen einer ähnlichen, wenn auch nicht genau der gleichen Route. Das erlaubt die Wanderung auch nur teilweise zu absolvieren oder in einer kleinen Gruppe den Rückweg zum Gästehaus anzutreten. Am Ende des Tages stoßen wir mit albanischem Feuerwasser auf unser Gipfelerlebnis an! Morgen geht es auf die Alm.

Das Gepäck auf die Pferde verladen schnüren auch wir unsere Stiefel für den Aufstieg zur Grama-Alm. Einem alten Grenzweg folgend teilt unser*e Wanderführer*in Geschichten und Historie aus der kommunistischen Periode Albaniens. Damals war das Land, ähnlich dem ehemaligen Nordkorea, komplett isoliert. Die Republikflucht, oder deren Versuch, wurden mit Tod und Sippenhaft bestraft, die Grenzregion besonders schwer patrouilliert. Die Erinnerungen erzeugen Gänsehaut bei unserem Aufstieg zum "roten Fels". Oben angekommen genießen wir das Panorama über die von Felswänden eingezäunte Hochfläche und eine Landschaft, die an Zentralasien erinnert. Unter uns liegt ein Gletschersee und im Sommer weiden hier tausende Schafe. Wir steigen zu unseren rustikalen Hütten ab, wo es heute Abend weder Dusche noch Strom, dafür aber Einblicke ins Hirtenleben und ein Lagerfeuer gibt.

Je nachdem ob auf Ihrer Reise die Sprata oder die Kaloshi Alm benutzt wird, ändern sich die Höhenmeter und Gehzeiten. Sollte die Übernachtung in der Kaloshi Alm erfolgen sind es 1200 Höhenmeter im Aufstieg und 700 Höhenmeter im Abstieg mit einer Gehzeit von 7 hr und 14 km Weglänge. 

Glockenläuten und Hundegebell begleiten unseren Abschied von den Schäfern und diesem ganz besonderen Ort, der uns sicher in Erinnerung bleibt. Es geht hinauf zum anderen Ende der Hochebene am Grama Pass. Auf 2300 Höhenmeter erwartet uns ein neues, ganz anderes Panorama. Von hier überblicken wir einen ausladenden Talkessel, in dem sich eine Handvoll traditioneller Steindörfer umgeben von Terrassenfeldbau befinden. Zuerst über den Kamm, dann über einen weiten Bergrücken steigen wir zum Talrand ab und erreichen die Obstbaumplantagen zwischen den Dörfern. Im Dorf Cerjan sind wir bei der Familie des Pferdetreibers, der unser Gepäck transportiert, auf einen Cafe eingeladen. Von hier ist nur noch eine kurze Fahrt (7 km, 20 min) ins hübsche Steindorf Rabdisht, wo eine herzliche Familie uns in ihrem einladenden Gästehaus begrüßt und bestens bewirtet. Wir genießen den Komfort nach unserer letzten sehr einfachen Übernachtung.

Sollte die Übernachtung in der Kaloshi Alm erfolgen sind es an diesem Tag 750 Höhenmeter im Aufstieg und 1120 Höhenmeter im Abstieg mit einer Gehzeit von 6 hr und 11 km Weglänge. 

Am Morgen können wir mit unserem Gastgeber die Kopfsteinpflastergassen des Dorfes erkunden, dann steigen wir nach drei Tagen zum ersten Mal wieder ins Auto und fahren in die Provinzhauptstadt Peshkopi (6 km/20 min). Entweder wir bummeln durch die Fußgängerpassage, schlecken eine Kugel Eis oder kosten das lokale Maisgetränk "Boza". Alternativ fahren wir direkt weiter nach Nordmazedonien (91 km/2.5 h). Dort ist Ohrid eine der wenigen UNESCO-Weltkulturerbestätten, die sowohl wegen ihrer einzigartigen Natur als auch kulturellen Werte ausgezeichnet wurde. Wir haben Zeit, individuell Mittag zu essen, die Stadt zu erkunden oder im See zu baden. Wenn am Nachmittag die Temperaturen fallen, unternehmen wir gemeinsam eine Stadttour, bewundern orthodoxe Fresken und das Postkartenmotiv der Kirche Sv. Kaneo über dem See. Am Abend essen wir in Ufernähe und genießen das Mittelmeer-Flair der Stadt. 

Entlang von Uferdörfern fahren wir in den Galicica Nationalpark (36 km/ 1 h). Bald geht es in Spitzkehren hinauf in die Berge, wo wir auf fast 1.600 Metern den Ausgangspunkt unserer letzten Wanderung erreichen. Eine Ballonroute führt uns zum Gipfel Magaro auf 2.225 Meter. Hier überblicken wir nicht nur den Ohrid See, sondern auf der gegenüberliegenden Seite auch den kleineren Bruder Prespa, vulkanförmiger Gipfel des Pelister Nationalparks und zugleich das Grenzdreieck mit Griechenland. Ein krönender Abschluss! Zurück am Ausgangspunkt steigen für eine längere Fahrt nach Tirana in den Minibus (157 km/3.5 h). Unterwegs haben wir Zeit die Beine auszustrecken und erreichen am frühen Abend die Hauptstadt Albaniens. Es ist eine ganz andere Welt und zeigt uns die moderne Seite des Landes, wo wir unsere gelungene Reise auf dem jungen High Scardus Trail Revue passieren lassen.

Unsere eindrucksvolle Reise durch das Grenzdreieck Kosovo, Nordmazedonien und Albanien geht zu Ende. Abhängig von der persönlichen Abreise bleibt uns noch Zeit, die lebhafte Metropole zu erleben. Tirana hat sich in den letzten Jahren gemausert und spiegelt das Streben eines Landes mit östlichen Wurzeln zum westlichen Europa wider. Nicht genug? Es gibt auch die Option, den Besuch der quirligen Stadt im zentralgelegenem Hotel zu verlängern. Mit dem Shuttlebus oder Taxi erreicht man den Flughafen (20 km/30 min) oder den Fährhafen von Durres (>45 m) mit Überfahren ins italienische Bari, Brindisi und Ancona und Anschlussverbindungen auf der Schiene. Mirupafshim, auf Wiedersehen Balkan und Albanien!