Die Summit Story
1957
Am 21sten September findet im Stadtsaal von Füssen die 67ste Hauptversammlung des Deutschen Alpenvereins statt. Auf Antrag des Referenten für Ausbildung und Bergführerwesen, Hans Thoma, wird der „Fahrtendienst“ mit großer Mehrheit der 229 Sektionsdelegierten gegründet.
Im Zentrum steht die alpine Ausbildung zum selbstständigen Bergsteiger für die Mitglieder des Deutschen Alpenvereins. Die zentralen Instrumente dabei sind ein umfangreiches und vielfältiges Ausbildungsprogramm und bestens ausgebildete Bergführer*innen. Im allerersten Programmheft werden 1958 Skitourenwochen auf der Jamtalhütte, der Dortmunder Hütte oder der Lizumer Hütte ausgeschrieben – Reisen, die auch heute noch im Programm sind.
DIE 70ER JAHRE
1969 wird der Fahrtendienst umgetauft in Berg- und Skischule des DAV. Im selben Jahr schließen sich die deutschen Berg- und Skiführer zu einem eigenen Verband zusammen, dem VDBS. Der Alpenverein, der bisher in Sachen Bergführer-Ausbildung federführend war, bekommt Konkurrenz und es kommt zunächst zum Streit zwischen den Interessensgruppen. Eine Lösung wird jedoch gefunden: Um eine einheitliche und hohe Qualifizierung der Berg- und Skiführer*innen zu garantieren, sollen künftig Berg- und Skischule und der VDBS gemeinsam die Ausbildung leiten. Bisher gab es keine festen Richtlinien, jeder entwickelte und lehrte seine eigene Technik. Durch die gemeinsame Ausbildungskommission entsteht ein verbindlicher Alpinlehrplan. Derjenige, dem diese Verantwortung in der Berg- und Skischule zugetraut wird, ist Günter Sturm. Ein frischer Wind weht nun auch in den Ausbildungskursen für Freizeitbergsportler. Um die Sicherheit zu erhöhen, sollen die Kursteilnehmer*innen so viel alpines Wissen wie möglich vermittelt bekommen. Zuvor war man der Auffassung, dass der Bergführer den Gast lediglich auf den Gipfel bringen soll, ohne sein kostbares Wissen weiterzugeben.
Die Ausbildung in den heimischen Alpen ist ebenso bedeutsam wie die damals sehr teuren, logistisch aufwändigen und komplizierten Organisation von Expeditionen in die Bergen der Welt. Hier entsteht ein vollkommen neues Konzept: anstelle der einmaligen und damit teuren Spezialexpedition sollte es eine wiederholbare und damit preiswertere Bergsteigerreise für einen größeren Personenkreis geben. Damit entwickelt Günter Sturm die wiederholbaren Auslandsbergfahrten: Bergsteigen weltweit wird erlebbar für den Hobbybergsteiger. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist der Aufbau eines weltumspannenden Netzes einheimischer Trekkingagenturen - ein partnerschaftliches Konzept, das sich hervorragend bewährt hat und von allen später entstandenen Bergreiseveranstaltern übernommen wurde.
„Die Bergsteigerschule des DAV erfüllt kleine Wünsche und verwirklicht große Träume“. Mit diesen Worten erscheint schließlich der erste Reisekatalog im Herbst 1969 mit sechs Auslandsfahrten:
- Chile: Expedition zum Aconcagua, 6.961 m
- Tansania und Kenia: Besteigung Kilimandscharo, 5.895 m und Nelion am Mt. Kenya, 5.188 m
- Pakistan: Trekking zur Märchenwiese zum Rakhiot Gletscher mit Besteigung des Jiliper Peak, 5.206 m und Buldar Peak, 5.604 m
- Peru: Trekking in die Cordillera Vilcanota
- Türkei: Besteigung des Ararat, 5.165 m
- Nepal: Besteigung des Tent Peak, 5.663 m
Viele der heute als „klassisch“ geltenden Gipfelbesteigungen und Trekkings gehen auf Expeditionen und Pioniertouren des DAV Summit Club in damaliger Zeit zurück – unter namenhaften Bergsteigern rund um Günter Sturm.
Das erste „Trekker-Treffen“ findet 1972 in Bad Kohlgrub mit etwa 200 Teilnehmern statt – später etabliert sich diese Veranstaltung in Berchtesgaden und wird als „weltweit größte Bergsteigerparty“ gerühmt.
Im Katalog 1973 bezeichnet die DAV Berg- und Skischule erstmals Teile seiner Programme als Trekking und führt so diesen bisher ungebräuchlichen Begriff im deutschsprachigen Raum ein. Schnell wird dieser von anderen Bergreiseanbietern, aber auch von der Sportartikelindustrie übernommen. Das Angebot an Auslandsfahrten hat sich auf 16 verschiedene Reisen und Ziele erhöht. Erste kommerzielle Siebentausender-Expedition 1976 in Indien: Trisul im Garhwal Himalaya, 7120 m.
1977 öffnet sich das Königreich Bhutan – auch hier ist die DAV Berg- und Skischule Pionier. Im gleichen Jahr wird Korsika das erste „Nahziel“ außerhalb des Alpenraums. Schnell folgen andere Ziele wie Mallorca, Kanaren und auch Madeira. In den Alpen wird die Produktlinie „Alpiner Basiskurs“ entwickelt, die es auch heute noch gibt. Der allererste Kurs findet auf der Jamtalhütte statt – wie auch heute noch.
Um die Bergsteigerausbildung und die Organisation von Reisen systematischer und wirtschaftlich zu betreiben, wird die DAV Berg- und Skischule GmbH als Reiseveranstalter gegründet.
1978 wird die Annapurna-Runde entwickelt – bis heute ein Klassiker unter den Trekkingrouten in Nepal.
Mit dem Ausbau des Fernreiseprogramms bauen Günter Sturm ein weltweites Netz von im jeweiligen Land beheimateten Trekkingagenturen auf, investieren in die Schulung der lokalen Guides und sorgen so für qualifizierte Arbeitsplätze und sichere Einkommen. Denn ein wichtiges Grundprinzip lautet „sozial- und umweltverträglich Bergsteigen“.
Die touristische Erschließung der Berge weltweit bringt auch negative Folgen und Probleme mit sich. Die Berg- und Skischule nimmt ihre Verantwortung ernst und sorgt dafür, dass die lokalen Partner an der wirtschaftlichen Seite des Bergtourismus teilhaben. Um die Abholzung der Wälder im Annapurna Gebiet zu verringern, werden Kerosindepots in der Gegend finanziert und eingerichtet.
DIE 80ER JAHRE
1983 wird zum ersten Mal eine „sogenannte Alpenüberquerung“ von Oberstdorf nach Meran angeboten. Der Reisekatalog misst mittlerweile 100 Seiten und wird in Alpen, Europa und Berge der Welt unterteilt.
1984 erfolgt die Umbenennung der DAV Berg- und Skischule in DAV Summit Club. Der Name ist griffiger, einprägsamer und internationaler - und wird folgendermaßen erklärt:
„Summit“ ist der englische Begriff für Gipfel, bedeutet aber auch höchster Punkt oder die Spitze und kann für einen besonderen Moment stehen. Bergsteiger*innen sind stets unterwegs zu einem Gipfel oder einem außergewöhnlichen Ort, der für alle anders aussehen kann. Mit Summit ist demnach sowohl der Gipfel, aber auch die grandiosen Momente auf Tour gemeint, das persönliche Highlight – das Höchste an Leistung, an Natur, an Erholung, … Summit ist relativ und für jede*n Bergfreund*in anders.
Ein „Club“ ist laut Duden eine „Vereinigung von Menschen mit bestimmten gemeinsamen Interessen und Zielen“ (Duden, 2022). Und auch das passt zu uns Bergsteiger*innen – ein verrückter Haufen, der Rucksäcke schleppt, mühsam aufwärts geht, über steinige Wege hatscht, über Eis kraxelt, Wände hochklettert und durch den Schnee fährt. Anstatt bequem auf ebener Straße zu laufen oder vielleicht gar nicht zu laufen, steigen wir unbequem über Pässe, auf Grate und Gipfel. Im Grunde sind wir ein Club von Leuten, die unterwegs sind, zu ungewöhnlichen Höhen, zu Kulturen, zu Naturwundern und Weltweiten, in der Sonne, im Sturm, im Regen und Schnee, die immer wieder einzigartige Erlebnisse machen wollen.
Es besteht also eine besondere Verbindung zwischen uns und so sind wir alle insgeheim in einem Club - in einem Summit Club.
Damals wie heute steht der Summit Club zu dem Slogan »Der Weg ist das Ziel« - der Weg zum Berg, der Weg zum Gipfel, der Weg zur Hütte und der Weg zu sich selbst.
1985 erfolgt die erste Gebirgsdurchquerung mit dem Fahrrad, allerdings fernab der Alpen im Himalaya. Unter der Leitung von Bergführer und Bike Guide Andi Heckmair radelte die Gruppe durch Nepal und Bhutan, damals noch mit Rennrädern.
Die 80er Jahre sind weiterhin geprägt von herausragenden Expeditionserfolgen der DAV Summit Club Gruppen unter anderem am Baruntse, 7220 m, Manaslu, 8163 m, am Mt. McKinley (Denali), 6193 m, am Huascaran, 6768 m und Aconcagua, 6961 m.
1990 zieht der DAV Summit Club von der Münchner Innenstadt in die ehemalige Gaststätte am Perlacher Forst, die dem Unternehmen für die nächsten 30 Jahre ein gemütliches Zuhause im Grünen geben wird.
Der DAV Summit Club entwickelt 1991 in Zusammenarbeit mit deuter den DreckSack als optischen Aufhänger für das Konzept der verantwortungsbewussten Müllvermeidung und dessen Entsorgung. Alle Kunden erhalten einen DreckSack, um persönlichen Müll auf der Reise wieder mit nach Hause zu nehmen und fachgerecht zu entsorgen.
Pionierarbeit auch in Nepal: Exklusiv beim DAV Summit Club finden sich im Katalog 1993 erstmals die Komfort-Trekkingprogramme im Annapurna-Gebiet. Als erster Veranstalter bietet der DAV Summit Club zwei Jahre später ein Trekking zum Namcha Barwa (Tibet), dem östlichen Eckpfeiler des Himalaya an. Erfolgreiche Erstbesteigung eines Siebentausenders in Tibet: Sigi Hupfauer leitet im April / Mai 1993 die DAV Summit Club Expedition zum Xiang Dong, 7018 m.
Im November 2002 veröffentlicht der DAV Summit Club zum ersten Mal das Twin-Konzept bei seinen Wanderprogrammen. Die Zeitung Sonntag Aktuell ist so überzeugt von der Idee, täglich die Wahl zwischen anspruchsvollen und entspannten Touren zu haben, dass sie das Produkt mit dem prestigeträchtigen Touristikpreis auszeichnet. Die Kunden sind ebenfalls begeistert, sodass es heute Twin-Programme in den Alpen, auf Madeira, in Nepal und Tansania gibt.
Gemeinsam mit der lokalen, nepalesischen Agentur entwickelt der DAV Summit Club die Everest Summit Lodges und ebnet den Weg, Komfort-Trekking auch im Everest-Gebiet einzuführen. 2002 werden die Everest Summit Lodges entlang der Everest-Route eröffnet. Im Khumbu werden drei Komfort-Lodges nach strengen ökologischen Maßstäben und im traditionellen Baustil errichtet – ein mustergültiges Entwicklungsprojekt. Die neuen landestypischen Häuser in Monjo, Tashinga und Mende liegen auf prachtvollen Panoramalagen zwischen 2800 m und 3730 m.
Ein Jahr später wird das beliebte Genuss-Plus Programm geboren: spezielle Angebote für Bergfreund*innen, die es nach ihren leistungshungrigen Sturm- und Drang-Zeiten nun lieber etwas besinnlicher, gemütlicher und komfortabler bevorzugen. Hier wird Wert auf aktive Erholung in Kombination mit Wellness, Kultur und Kulinarik.
Günther Sturm verlässt 2004 „seinen“ DAV Summit Club, den er über 3 Jahrzehnte aufgebaut und wie kein anderer geprägt hat.
2005 gibt es die ersten Young Summits Reisen. Damals hießen sie noch Club 16/25 und waren, wie der Name, sagt für junge Leute zwischen 16 und 25 Jahren. Heute reisen 18- bis 29-Jährige gemeinsam. Seit 2006 gewinnt der Summit Club regelmäßig die von GEO aufgelegte Goldene Palme für das innovativste Produkt (2006 MMM: Fünf Begegnungsstätten zum Thema Berg, 2008 Familien-Twin-Bergprogramm „Sommerfrische am Ortler“ und 2015 „Trekkingreise auf den Spuren der Gebrüder Schlagintweit in Ladakh / Indien). 2011 erscheint der erste eigenständige Bike Reisekatalog mit 30 Bike Reisezielen in den Alpen und der Welt.
In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit „GIZ“ werden 2013 die Wanderrouten im Grenzgebiet Albanien, Kosovo und Montenegro erschlossen – die Peaks of the Balkans-Route ist geboren und die Grundlage für einen nachhaltigen Outdoor- und Bergtourismus in der Region wird gelegt.
In dieser Zeit nehmen die Bemühungen für einen naturverträglichen Bergtourismus seitens des DAV Summit Club deutlich zu. Lesen Sie hier alles über unser ökologisches und soziales Engagement.
2017 – 50 Jahre nach der Gründung hat sich der DAV Summit Club zum modernen, verantwortungsbewussten Reiseveranstalter in den Alpen und in den Bergen der Welt entwickelt. Die eingesetzten 250 Staatlich geprüften Bergführer*innen, Bergwanderführer*innen und Bike Guides gehören zu den Besten in den Bergen.
Seit 2020 kompensiert der DAV Summit Club als erster weltweit tätiger deutscher Reiseveranstalter den CO2-Ausstoß aller angebotenen Flugreisen zu 100 Prozent. Unter dem Motto „Gemeinsam 100 % geben“ fließen die Gelder aus einem separaten Umwelttopf in ein eigenes atmosfair-Programm, das in unterschiedlichen ländlichen Regionen Nepals den Bau von Kleinbiogasanlagen finanziert.
Ostern 2021 verlässt der DAV Summit Club die Villa am Perlacher Forst und zieht in das moderne Haus der Berge im Münchner Norden zum Bundesverband des Deutschen Alpenvereins. Die räumliche Nähe zu den vielen Kolleginnen und Kollegen der Bundesgeschäftsstelle, die neue, moderne und offene Arbeitsumgebung sowie das ressourcenschonenden Klima- und Energiekonzept sind nur einige Vorteile des neuen Standorts.
2022 entsteht die neue Produktlinie Bahnwandern, bei der die Anreise aus Deutschland mit der Bahn inkludiert und Teil des Reiseerlebnisses ist. Unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ geht es mit attraktiven Zwischenstopps und Übernachtungen in sehenswerten Städten bis in die Reisedestination. Vor Ort angekommen wird ebenfalls Wert auf eine nachhaltige Wertschöpfungskette gelegt: Transfers zu den Wanderungen erfolgen mit der Bahn oder zu Fuß und gegessen und übernachtet wird in kleinen, landestypischen Restaurants und Unterkünften. Bewusster, intensiver und langsamer Reisen!
65 Jahre nach der Gründung – Ende 2022 – erscheint der DAV Summit Club abermals in neuem Glanz. Erste Änderung sind bereits in den neuen Reisekatalogen Bergsteigen 2023 sowie Wandern & Trekking 2023 zu sehen – der Katalogumfang wurde reduziert, die Bildsprache ist moderner, authentischer und Kommentare machen die gesamte Ansprache persönlicher. Darüber hinaus bekommt die Homepage einen neuen Anstrich. Modernes Design und optimierte Features sollen dem Kunden die Suche vereinfachen und Lust auf Berge weltweit machen.